Stimmen zum Tokio-Ticket
Die deutsche Männer-Nationalmannschaft nach dem Sieg gegen Algerien. - Foto: Marco Wolf
14.03.2021 A-Männer

Stimmen zum Tokio-Ticket

Stolz, Zufriedenheit und Vorfreude bei Bundestrainer Alfred Gislason, DHB-Vizepräsident Bob Hanning und den Nationalspielern

Die Freude über den erfüllten Olympiatraum war riesig bei Bundestrainer Alfred Gislason und den deutschen Nationalspielern. Das 34:26 gegen Algerien im finalen Qualifikationsspiel in Berlin war der Schlüssel zum Erfolg. Die Stimmen zum Spiel und der Qualifikation für die Olympischen Spiele:

Bundestrainer Alfred Gislason:

Zum heutigen Spiel: Wir sind sehr glücklich, das Ticket für Olympia mit diesem Sieg gelöst zu haben. Wir sind nicht gut in die Partie gekommen und haben uns erst in der zweiten Halbzeit absetzen können. Ich bin lange genug dabei, um diese Situation zu kennen. Wenn man auf zwei Höhepunkte hinarbeitet und anschließend den vermeintlich leichtesten Gegner hat, ist das Feuer nicht immer ganz da. Das ist normal, zumal wir drei Spiele in drei Tagen abgespult haben. Dennoch haben wir uns nach und nach in dieses Spiel reinarbeiten können.

Zur Entwicklung während des Turniers: Man konnte heute sehen, dass das Team teilweise eine lange Zeit gebraucht hat, um vor allem in der Abwehr auf das benötigte Level zu kommen. In der zweiten Halbzeit waren wir besser, Silvio Heinevetter war sehr gut im Tor. Wir haben die ganze Zeit über einen sehr guten Angriff gespielt. Es war eine Steigerung, man hat gesehen, welcher Druck auf der Mannschaft lag. Im Spiel gegen Schweden war die erste Halbzeit sehr gut, dann wurde es chaotisch und wir haben unsere Linie verloren und auch wenn die Schweden gut waren, waren wir selbst Schuld an unserem Spiel. Gegen Slowenien waren wir überragend in Angriff und Abwehr und haben verdient gewonnen, aber drei Spiele in drei Tagen sind hart und man hat gemerkt, dass heute die Spritzigkeit fehlte. Der ein oder andere war müde, im Hinterkopf war das große Ziel gestern geschafft, heute mussten wir nur noch ein bisschen drauflegen. Bei jedem fehlte in der Leistung ein bisschen was, aber das ist eigentlich normal.

Zur Olympia: Es war extrem wichtig für mich persönlich die Qualifikation zu schaffen, Olympia war einer der Gründe meiner Verpflichtung. Es ist für mich eine sehr große Sache. Als Trainer war ich noch nie bei Olympia, nur zweimal als Spieler. Als Trainer des Landes, in dem ich seit 30 Jahren lebe zu Olympia zu fahren, ist für mich besonders Es ist schwer zu sagen welche Chancen wir in Tokio haben, wir müssen die nächsten Monate abwarten. Wir haben dieses Wochenende gezeigt, dass wir fast jeden schlagen können. Jetzt haben wir die Möglichkeit, um Medaillen zu kämpfen. Wir geben alles, versuchen gezielt an uns zu arbeiten und unsere Chance zu nutzen. Wir sind keiner der ganz großen Favoriten, aber man muss immer mit uns rechnen.

Zum Druck, der auf ihm und der Mannschaft lag: Ich habe Druck gehabt, wie die Jungs. Der Druck war enorm, ich bin extrem stolz auf die Mannschaft wie sie damit umgegangen ist. Druck kann Kräfte freisetzen oder alles verkrampfen. Verkrampft waren die ersten zehn Minuten gegen Schweden, Kräfte freisetzen konnten wir gegen Slowenien. Die ganze Mannschaft hat da eine überragende Leistung gezeigt, heute war das schwieriger. Ich hätte gerne mehr Chancen gehabt, jüngere Spieler spielen zu lassen, aber heute wollte ich auf Nummer sicher gehen, um das Ziel Olympia auch wirklich zu erreichen.

Zur Olympiavorbereitung: Es ist positiv, dass wir uns an diesem Wochenende im Angriff weiterentwickelt haben. Wir haben gesehen, was für eine Abwehr wir stellen können, wen wir die stärksten Spieler zur Verfügung haben. Das stimmt uns positiv, aber wir müssen konstanter sein. Bei Olympia müssen wir nicht jeden Tag spielen. Als Trainer muss ich darauf hoffen, dass wir in den nächsten Monaten nicht noch Verletzte bekommen. Jetzt haben wir die Zeit zu schauen, wer dann dabei sein wird. Außerdem kann ich die Gegner analysieren, die ich bislang noch nicht unter die Lupe genommen habe. Auf dem Weg dahin stehen uns noch zwei Spiele in der EM-Qualifikation bevor und nun geht erst einmal der Alltag weiter. Niemand hat sich bei diesem Turnier verletzt und wir haben das Ziel erreicht und sind happy!

DHB-Vizepräsident Bob Hanning: Wir sind glücklich, dass wir diese Aufgabenstellung so souverän gelöst haben. Das Spiel gegen Slowenien war eins der besten Spiele seit langem. Wir sind mehr als glücklich über den Ausgang heute. Wir haben eine Siegermentalität, wir haben gegen Schweden ein aussichtsloses Spiel zurückgeholt. Wenn wir nicht 100 Prozent investieren, wird es schwierig. Es bleibt bei allen vorher ausgesprochenen Zielsetzungen und wir fahren nicht hin, um Zweiter zu werden. Wenn wir große Ziele haben, müssen wir mit der stärkstmöglichsten Mannschaft antreten, sonst wird das nichts. Man braucht auch das Quäntchen Glück. Viertelfinale, Halbfinale und dann sind es nur noch zwei Spiele. Vom Gedanken im Kopf müssen wir jetzt ins Herz kommen und dann mit Kopf und Herz agieren. Wir haben gestern gesehen, wie das geht. Das haben wir auch in den Jahren zuvor gesehen und wir hoffen, dass uns das gemeinsam gelingt.

Patrick Groetzki: Wir haben die Qualifikation geschafft und gesehen, dass wir gegen alle Mannschaften gewinne können. Pekeler, Wiencek und Weinhold waren lange nicht dabei. Es war nicht klar, wo wir stehen, das hat man gegen Schweden gesehen. Gestern haben Pekeler und Golla überragend gespielt. Heute wollten wir den Sack zumachen und uns dafür belohnen, was wir gestern gegen Schweden mit der Aufholjage geschafft haben.

Uwe Gensheimer: Uns fallen viele Steine vom Herzen, vor diesem Wochenende lag viel Druck auf uns. Nun sind wir ungeschlagen durch die Spiele gegangen, da können wir stolz drauf sein. Besonders, wie wir am Freitag nach dem Rückstand gegen Schweden zurückgekommen sind und wie wir am Tag darauf gegen Slowenien aufgespielt haben.

Johannes Golla: Das Wichtigste ist, dass wir unser Ziel Qualifikation für Olympia erreicht haben. Es war eine schwierige Aufgabe für uns mit drei Spielen in drei Tagen. Wir haben gesehen, dass wir heute ein bisschen müde waren, aber sind glücklich, mit ein bisschen Vorsprung zu gewinnen und sehr glücklich, unser Ziel erreicht zu haben. Die neue Konstellation hat sich schnell zusammengefunden, im ersten und zweiten Spiel haben wir ein Topniveau gezeigt. Die Abwehr hat sehr gut funktioniert, dann haben auch die Torhüter besser ins Spiel gefunden. 

Alles in allem können wir mit mehr Selbstvertrauen rausgehen als nach der WM. Erstmal sind wir dem Olympia-Gold nähergekommen, indem wir uns qualifiziert haben. Es sind ja noch ein paar Monate bis dahin, wir müssen alle fit bleiben und unsere Form halten. Mit der Leistung, die wir an diesem Wochenende gezeigt haben, können wir mit allem mithalten, wir freuen uns in erster Linie aber über diesen Schritt und können nun entspannter in die Zukunft blicken. Im Nachhinein sind wir zufrieden, wie die Spiele angesetzt wurden, auch wenn die Reihenfolge keine Rolle spielt. Es hat nach dem Spiel gegen Schweden gutgetan, gegen Slowenien noch genug Körner zu haben.  Wir sind erstmal froh, als Mannschaft das Ziel erreicht zu haben und ich bin glücklich, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Wenn wir als Team so spielen sind wir auf einem guten Weg, als Mannschaft sind wir unserem Ziel einen großen Schritt nähergekommen.

Abdellah Benmenni, Spieler Algerien: Das Spiel heute war sehr schwierig für uns, weil wir in drei Tagen sehr viel gespielt haben. Zusätzlich konnten einige unserer Spieler nicht spielen. Trotzdem haben wir gegen ein so starkes Team wie Deutschland gut gespielt, obwohl wir vorne einige Chancen vergeben haben. Wir haben heute unser bestes Spiel des Turniers gemacht. Es war das dritte Spiel und wir waren müde, aber dennoch haben wir gut gespielt. Wegen Covid-19 konnten wir nicht viele Spiele wie dieses bestreiten. Deswegen sind wir sehr zufrieden mit unserer Leistung. Insgesamt hatten wir drei tolle Spiele an diesem Wochenende und es hat viel Spaß gemacht. Es war ein gutes Turnier und wir werden Berlin mit dem positiven Gefühl verlassen, dass wir vielleicht an den nächsten Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen können. Dafür müssen wir mehr Partien gegen europäische Mannschaften spielen, um uns weiterzuentwickeln. In Afrika haben wir diese Chance nicht, deshalb ist das Ziel mehr Freundschaftsspiele mit europäischen Mannschaften zu spielen.

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